Epilog

Wenn du ein aktiver Zeuge Jehovas bist und bis hierhin alles gelesen hast, dann beeindruckt mich das. Ich habe keine Ahnung, wie du jetzt fühlst. Ob du vielleicht innerlich vieles verteidigst, erste Zweifel kamen oder deine Zweifel, die du bisher hattest, bestätigt wurden. In jedem Fall hast du dich, entgegen den Richtlinien der WTG, bei einem Ehemaligen informiert. In den meisten Fällen werden Zeugen Jehovas diese Webseite gar nicht erst öffnen oder nach dem ersten Absatz schließen.

Was deine Beweggründe betrifft, so bist du vielleicht ein besorgter Familienvater oder eine besorgte Mutter. Dir liegen deine Kinder sehr am Herzen, und du möchtest sie um alles in der Welt schützen. Oder du bist ein Freund, der wissen möchte, wie es uns geht. Vielleicht hast du auch einfach mit Zweifeln zu kämpfen. Was es auch war, das dich hergeführt hat, es mag sein, dass dich die Informationen aufgewühlt haben. Denke in Ruhe über alles nach und treffe keine voreiligen Entscheidungen. Mach dir vor allem selbst ein Bild. Forsche nach und ziehe dabei verschiedene Quellen zurate. Verlasse dich nicht allein auf meine Aussagen. Denn das wird dir nicht helfen. Ich wollte dir nur einen Impuls geben, du musst dich selbst auf die Suche machen.

Ich hatte dir versprochen, keinerlei Quellen von „Abtrünnigen“ im Text zu verwenden. Bis hierhin sollte ich das eingehalten haben. Eine Quelle muss ich zum Abschluss jedoch erwähnen.

Ich möchte dich auf die Webseite silentlambs.org aufmerksam machen. Silentlambs wurde im Jahr 2001 von William Bowen gegründet – Wikipedia. William Bowen war 15 Jahre lang Ältester und zwei Jahre lang in der Druckerei in Brooklyn tätig. Mit seiner gemeinnützigen Organisation hat er eine Anlaufstelle für Zeugen Jehovas geschaffen, die in ihrer Kindheit sexuell missbraucht worden sind und keinerlei Hilfe erfuhren. Es sollen sich bisher mehr als 5.000 Personen an die Organisation gewandt haben.

William Bowen bekam von drei verschieden Quellen, die behaupteten, dass sie Verbindungen zur Hauptzentrale der Zeugen Jehovas in Brooklyn haben, Informationen über eine Datenbank mitgeteilt, in der Aufzeichnungen von 23.720 Kinderschändern gespeichert sein sollen, die zum großen Teil nicht an die Behörden weitergegeben worden sind (NY Times, silentlambs, BBC).

Die Informationen, die die Royal Commission über die Datenbank in Australien zu Tage gefördert hat, bekräftigen seine Quellen.

Bowen erklärt auf seiner Webseite, dass es sich bei den dokumentierten Tätern eventuell nur um Personen handelt, bei denen die Täter entweder gestanden haben oder durch die Zwei-Zeugen-Regel „entlarvt“ wurden. Von den mehr als 23.000 Tätern ausgehend – die Dunkelziffer nicht berücksichtigt – würde dies bedeuten, dass es rein statistisch in jeder 4. Versammlung einen Sexualstraftäter gibt.


Danke

Ich möchte mich gerne bei einigen Menschen bedanken, die mich und meine Familie direkt und indirekt unterstützt haben.

In erster Linie möchte ich mich bei meiner Frau bedanken, die mit mir gemeinsam diesen schweren Schritt gegangen ist. Ohne sie hätte es kein „Happy End“ gegeben. Ohne ihren Zuspruch und ohne Rückendeckung wäre ich nicht in der Lage gewesen diese Zeilen zu veröffentlichen.

Des Weiteren möchte ich mich bei meiner Familie bedanken: Meine Schwiegereltern Bernd und Kirsten sowie mein Schwager Steffen und dessen Frau Vanessa. Vielen Dank, dass ihr uns aufgefangen habt.

Vielen Dank an Stefanie Jost für die Übersetzungshilfe. Danke an Sebastian Leber und Amir El-Ghussein für das Redigieren meines Textes.

Danke an alle Arbeitskollegen, Freunde und Nachbarn, die uns dabei geholfen haben und weiterhin eine große Hilfe sind im neuen Lebensabschnitt Fuß zu fassen.