1975 – „Damals schauten Einige auf ein spezielles Datum als Ende des Systems der Dinge.“

„Nicht nur müssen Reden, Statistiken und Aufzeichnungen jeder Art ständig mit den jeweiligen Erfordernissen in Einklang gebracht werden, um aufzuzeigen, dass die Voraussagen der Partei in allen Fällen richtig waren. Sondern es darf auch nie eine Veränderung in der Doktrin oder in der politischen Ausrichtung zugegeben werden. Denn seine Ansicht oder gar seine Politik zu ändern, ist ein Eingeständnis der Schwäche.“ Orwell – 1984

Auf dem Kongress 2017 sah man ein Video, in dem ein Zeuge über seine Jugend sprach. Ein Erzähler ergänzt: „Damals schauten Einige auf ein spezielles Datum als Ende des Systems der Dinge […] Einige gingen so weit und verkauften ihre Häuser und gaben ihre Arbeit auf.“ Auch wenn das Jahr nicht genannt wurde, so kann man es klar als das Jahr 1975 identifizieren. Der Zeuge ergänzt: „Ich muss gestehen, ich war bereit, dass das alte System vergeht, aber etwas passte nicht. In den Versammlungen und bei meinem persönlichen Studium wurde ich immer wieder an Jesus Worte erinnert: ‚Niemand weiß den Tag oder die Stunde.’… Als dieses Jahr verging, nahmen die meisten die falsche Erwartungen hatten, die nötigen Veränderungen vor.“

Diese Aussage ist vergleichbar mit dem Statement aus dem Erwachet von 1995:

Was die neuere Zeit angeht, so mutmaßten viele Zeugen, dass die mit dem Anfang der Millenniumsherrschaft verbundenen Ereignisse eventuell von 1975 an eintreten würden. Sie dachten, dass in jenem Jahr das siebte Jahrtausend der Menschheitsgeschichte anbreche.
Erwachet 22.06.1995, S.9

Man warnte laut Aussage der Organisation vor falschen Erwartungen, doch gab es angeblich Einzelne, die diese Warnungen missachteten. Um diese Einzelnen zu identifizieren, muss man – wie der Zeuge – die damalige Literatur betrachten. Eine Untersuchung an Hand aktueller Schriften, wäre nur ein Rückblick. Doch selbst wenn man es versuchen sollte, die Website jw.org enthält so gut wie keine Informationen, welche hilfreich wären. Daher nähere ich mich von der Neuzeit dem Jahre 1975 um die Stimmung der Zeit davor, wiederzugeben. Der folgende Komplex besteht aus diesem Grund aus Zitaten.

Im Jahre 1993 wurde das Verkündigerbuch herausgegeben, welches eine ganz andere Aussage trifft:

Die Zeugen hatten lange geglaubt, die Tausendjahrherrschaft Christi werde auf 6 000 Jahre Menschheitsgeschichte folgen. Aber wann würden 6 000 Jahre der Existenz des Menschen enden Das Buch Ewiges Leben — in der Freiheit der Söhne Gottes, das 1966 auf den Bezirkskongressen freigegeben wurde, wies auf 1975 hin. Schon auf dem Kongreß, als die Brüder das neue Buch durchblätterten, wurde viel über 1975 diskutiert.
Auf dem Kongreß in Baltimore (Maryland) hielt F. W. Franz die Schlußansprache. Er begann mit den Worten: „Kurz bevor ich das Podium betrat, kam ein junger Mann zu mir und meinte: ‚Sag mal, was hat es eigentlich mit 1975 auf sich?'“ Dann sprach Bruder Franz die Fragen an, die aufgekommen waren, nämlich ob der Inhalt des neuen Buches darauf hinausliefe, daß 1975 Harmagedon vorbei wäre und Satan gebunden wäre. Er erklärte in etwa: „Es könnte sein. Aber wir sagen nichts. Bei Gott ist alles möglich. Aber wir sagen nichts. Und keiner von euch sollte etwas Definitives darüber sagen, was zwischen der Gegenwart und 1975 geschehen wird. Doch der wichtige Gedanke bei alldem, liebe Brüder, ist der: Die Zeit ist kurz. Die Zeit läuft ab, darüber besteht kein Zweifel.“

Verkündigerbuch, S. 103

Schon dieses Zitat zeigt eine ganz andere Sicht auf die Ereignisse. Der erste Absatz sagt, wenn man diesen mit Bedacht liest, dass Zeugen an das Ende im Jahr 1975 glaubten. Die Aussage von F.W. Franz ist diesbezüglich deutlich: „[…] was zwischen der Gegenwart und 1975 geschehen wird.“ Er sprach hierbei von der Zeitspanne 1966 bis 1975 – er ging nicht von einer Zeit nach 1975 aus. Er sagte nur, dass eine „frühzeitige Errettung“ also in dem Zeitraum vor 1975 nicht erhofft werden sollte. Wenn man das Buch Die Wahrheit wird euch frei machen betrachtet, so gingen frühere Vorhersagen in Richtung 1972/1973, in diesem Kontext klingt es logisch, warum man „sich nicht übermäßig Gedanken über Daten oder eine frühzeitige Errettung zu machen“ braucht.

Der zitierte Wachtturm von 1980 räumt dies ein, wenn er sagt:

In der Neuzeit hat ein solcher Eifer, der an und für sich lobenswert ist, dazu geführt, daß man versucht hat, für die ersehnte Befreiung von den Leiden und Problemen, die die Menschen überall auf Erden plagen, ein Datum festzusetzen. Als das Buch Ewiges Leben — in der Freiheit der Söhne Gottes erschien und man darin lesen konnte, es sei sehr passend, wenn die Tausendjahrherrschaft Christi mit dem siebenten Millennium der Existenz des Menschen parallel liefe, wurden erhebliche Erwartungen bezüglich des Jahres 1975 geweckt. Es wurde damals und auch später erklärt, dies sei lediglich eine Möglichkeit. Unglücklicherweise wurden jedoch zusammen mit diesen vorsichtigen Äußerungen auch andere Erklärungen veröffentlicht, die durchblicken ließen, daß die Erfüllung solcher Hoffnungen in jenem Jahr eher wahrscheinlich als nur möglich sei. Es ist zu bedauern, daß diese späteren Erklärungen offensichtlich die vorsichtigen überschatteten und dazu beitrugen, daß die bereits geweckten Erwartungen noch gesteigert wurden.
Wachtturm, 15.06.1980, S. 17 Abs. 5

Die Frage, wer diese Erklärungen veröffentlichte, steht immer noch im Raum. Denn wer, außer der Leitenden Körperschaft ist befugt, Lehren zu äußern? Das Jahrbuch aus diesem Jahr, gibt einen weiteren Hinweis:

Die Brüder schätzten auch die Offenheit, die in diesem Vortrag zum Ausdruck kam, indem z.B. zugegeben wurde, daß die Gesellschaft für die Enttäuschung, die eine Anzahl Brüder in Verbindung mit dem Jahr 1975 verspürten, teilweise mitverantwortlich ist.
Jahrbuch 1980 S. 30

Aussagen bis 1975

Es erreichen uns Berichte, dass Brüder ihre Häuser und Besitztümer verkaufen und planen die letzten Tage dieses Systems im Pionierdienst zu stehen. Das ist sicherlich eine gute Möglichkeit seine Zeit und Mittel einzusetzen bevor dieses böse System bald enden wird.
Königreichsdienst, Mai 1974, S. 3 (englisch)

Binnen kurzem wird noch in unserem zwanzigsten Jahrhundert ‚die Schlacht am Tage Jehovas‘ gegen das neuzeitliche Gegenstück Jerusalems, die Christenheit, beginnen.
Die Nationen sollen erkennen … (1971), S. 217

So, wie wir auf die vergangenen fünf Jahre zurückgeblickt haben, wollen wir fünf Jahre in die Zukunft schauen. Das wäre das Jahr 1975. Was werden wir dann bedauern? Was tun wir gerade jetzt oder versäumen wir jetzt zu tun, so daß wir in einigen Jahren wünschen, wir hätten es getan oder anders getan? Jehova hat für genügend Aufschluß gesorgt, so daß wir mit Bestimmtheit den Lauf künftiger Ereignisse kennen können. Sein Wort offenbart, daß wir uns zweifellos schnell dem Ende dieses bösen Systems der Dinge nähern.
Wachtturm, 01.02.1970, Seite 92

„Was werden die 1970er Jahre bringen?“, Erwachet!, 9. April 1969, S. 14

Sollten wir aufgrund dieses Studiums annehmen, dass im Herbst 1975 die Schlacht von Harmagedon vorüber sein und die lang ersehnte Tausendjahrherrschaft Christi beginnen wird? Vielleicht; wir wollen aber abwarten und sehen inwieweit die siebente 1000 Jahr Periode der Menschheitsgeschichte mit der sabbatähnlichen Tausendjahrherrschaft Christi zusammenfällt. […] Der Unterschied mag höchstens einige Wochen oder Monate, keinesfalls Jahre ausmachen.
Wachtturm, 15.11.1968, S.691

Wachturm, 1. August 1968, Seite 464 ff.

Das Buch Die Wahrheit die zu ewigen Leben führt wirbt auf Seite 192 für das Buch Dinge in denen es unmöglich ist das Gott lügt und Ewiges Leben in der Freiheit der Kinder Gottes, im Werbetext heißt es:

Diese handlichen Hilfsmittel zum Bibelstudium werden es dir ermöglichen, zur Reife voranzudrängen, weil sie dir unter anderem folgendes bieten: […] eine Zeittafel, deren Daten der biblischen Geschichte zeigen, daß das gegenwärtige böse System der Dinge nur noch wenige Jahre bestehen wird.

Dieses Buch erschien 1968 und es waren nur noch wenige Jahre bis zum Jahr 1975. Das Buch Ewiges Leben in… spielt hier wieder eine Rolle für die Endzeiterwartungen der Einzelnen.

In dem Buch Die Wahrheit wird euch frei machen (erschienen 1943 englisch und 1946 in deutsch) hat auf Seite 152 eine Rechnung zu bieten, dass von Adams Erschaffung bis zum Ende des Jahres 1 v. Chr. ganze 4028 Jahre vergingen. Dies stimmt auch mit der heutigen, kreationistischen Auslegung der Bibel überein. Weiter heißt es, dass von 1 n. Chr. bis 1943 logischerweise 1943 Jahre vergingen. In Summe also 5971 Jahre wie ausgeführt wird. Diese Rechnung endet mit dem Satz:

Wir sind daher nahe am Ende einer sechstausendjährigen Menschheitsgeschichte, wobei die jetzigen Verhältnisse und die bevorstehenden gewaltigen Ereignisse durch das vorgeschattet wurden, was in Noahs Tagen geschah.

Also 6000 – 5971 = 29 Jahre die ungefähr noch vergehen sollten. 1943 + 29 = 1972 – ein klares Zeichen, dass der Gedanke an ein Ende tief verwurzelt war. Auch gab es Kongressvorträge, welche sehr deutlich das Jahr 1975 als Zeit des Endes darstellten.

Die Geschichte einer Lüge

Betrachtet man die Zitate, so erkennt man mehrere Abschnitte. Schon in den 40gern, begann eine Hoffnung auf Veränderung in wenigen Jahrzehnten zu keimen. Diese wechselte zum Ende der 60ger hin zu einer Euphorie auf Veränderung. Auch wenn die oben angeführten Zitate nur ein kleiner Auszug sind, so sieht man, das immer wieder darauf hingewiesen wurde – Warnungen waren keine zu vernehmen. Bücher bekamen mehr und mehr Titel, welche auf ein baldiges Ende hinwiesen, Artikel erwähnten immer wieder das Jahr 1975 und Kongresse motivierten, die Hoffnung auf dieses Jahr nicht aufzugeben.

Dazu muss man sich nur die Verkündigerentwicklung anschauen. Bis zum Jahr 1975 erfolgte eine gewaltige Zunahme – viele wollten dem göttlichen Gericht entgehen. Doch das Jahr verstrich und nichts passierte. Schaut man wieder auf die Verkündigerzahlen, so sieht man ganz klar ein Schisma nach dem Jahr 1975.

Entwicklung der Verkündigerzahlen von 1970 bis 1978

Schwer getroffen, aber zu stolz den eigenen Fehler einzugestehen, machte man weiter. Kleine Randnotizen begannen, die Entwicklung der Geschichte immer mehr den Einzelnen anzulasten. Doch was konnten diese dafür? Jeder der die Lehre der Gesellschaft ablehnt, wird durch den Ausschluss vom sozialen Tod bedroht. Jemand, der die Einstellung des eingangs erwähnten Bruders gehabt hätte, wäre zum Schweigen verurteilt oder müsste den Ausschluss fürchten.

Menschen vernichteten ihre Existenzen und mussten nun erleben, dass all dies ein großer Irrtum war. An dieser Stelle sollte man kurz etwas innehalten. Diese Endzeiteuphorie und deren Konsequenzen betrafen primär Menschen, welche vor 43 Jahren 20, 30 oder älter waren und heute vielfach Rentner sind. Eine Generation, welche in der Versammlung immer weniger vertreten ist. Diese wenigen, werden nun als Personen dargestellt, welche Aussagen der Organisation falsch verstanden, sich falsche Hoffnungen machten oder die Bibel nicht richtig betrachteten. Werden sie schweigen, oder äußern sie sich offen und werden so Opfer der Umdeutung? Jüngere wurden schon kurz nach dem Fiasko durch diese Umdeutung geimpft, und so sehen sie keine Opfer sondern glaubensschwache Personen, welche einem eigenen Irrtum aufsaßen.

Die letzte Phase die wir heute sehen, ist die glatte Lüge. Immer weniger Säle haben eine Bibliothek, immer weniger Personen nutzen die Watchtower Library, welche wenigstens die Jahre bis 1970 enthält und so verschwindet das Jahr 1975 aus den Köpfen und wird zu einer Lüge. Die Augenzeugen wurden zum Schweigen verurteilt und werden immer weniger. So wird 1975 eine Lüge, die nach Ansicht vieler Zeugen, Außenstehende über sie verbreiten.

Ist dieser Irrtum heute noch relevant?

Wer diesen Artikel liest, wird sich als Außenstehender vielleicht fragen, warum es wichtig ist. Wenn du, lieber Leser, Zeuge Jehovas bist, und dich fragst warum ein Artikel über einen Irrtum von vor 40 Jahren relevant für deinen Glauben sein könnte, dann kann ich dies verstehen.

Es geht hier nicht nur um eine falsch getroffene Vorhersage. Jeder kann einen Fehler begehen und jeder, der einen Fehler bekennt, sollte eine faire Chance bekommen, unter Berücksichtigung des Geschehenen, einen Neustart zu unternehmen. Doch dieser Fehler wurde durch Druckschriften und Anweisungen der Leitenden Körperschaft etabliert. Eine Gruppe, welche Jesus angeblich geprüft hatte und als einzige Gruppe berechtigte, die göttliche Wahrheit zu verbreiten. Diese Wahrheit und die daraus gegebenen Lehren muss jeder Zeuge Jehovas annehmen, da er sonst ausgeschlossen werden kann.

Falls du jemals in einem Rechtskomitee sitzt – egal auf welcher Seite – was ist der Hauptpunkt, welcher über dein Verbleiben in der Gemeinschaft entscheidet? Reue. Nur ein reumütiger Sünder darf in der Gemeinde verbleiben. Erkennt man in diesem Verhalten Zeichen der Reue? Kann man von einem Fehler der Vergangenheit reden, wenn die Aussagen zu diesem Ereignis heutzutage verzerrt reflektiert werden? Auch wenn nach 1975 keine Daten mehr genannt werden, so redet die Gesellschaft immer noch von einem Ende, welches nahe bevorsteht. Dieses Verständnis gründet sich auf die „Zeichen der Zeit“ – welche jede Generation für sich beansprucht, aber auch auf dem Generationsbegriff. Die „überlappende Generation“ ist nur ein weiterer Kunstgriff, eine auf einer Berechnung basierende Lehre zu retten. Verfolgt man es weiter zurück, kommt man auf das Jahr 1914, welches ebenso auf einer Berechnung wie das Jahr 1975 gründet. Dies basiert wiederum auf dem Jahr 607 v. u. Z., welches wissenschaftlich nicht haltbar ist und auch eine Berechnung darstellt, ausgehend vom Jahr 537 v.u.Z.

Kann man von jemanden, der offensichtlich Fehler nicht eingesteht, erwarten, das er deswegen fehlerfrei ist? Müsste man nicht, wenn jemand ein reueloser Lügner sein könnte, die Beweise prüfen? Was wäre, wenn du heute vielleicht belogen wirst? Könntest du mit einer Entschuldigung rechnen oder würdest du wie die Personen die 1975 betraf, mit den Folgen allein gelassen und später als jemand dargestellt, der sich gegen die biblische Lehre wandte? Wie kann es sein, dass jemand so viel Macht über deine Gedanken hat, dass du etwas, was du mit eigenen Quellen wie der Watchtower Library prüfen kannst, noch nie geprüft hast oder zu einem anderen Ergebnis kamst?

Solltest du nicht genau aus diesem Grund, die Lehren prüfen?

„Der Anschein und die Wirklichkeit sind vollkommen verschiedene Dinge.“ – The Giver – Hüter der Erinnerung

Reaktionen zu diesem Beitrag

  1. Bernd sagt:

    Es ist immer wieder erhebend,die Zeugen auf dieses Datum anzusprechen. Ihre Reaktion ist meisst von völliger Unkenntnis geprägt.
    Diejenigen die damals noch nicht geboren waren verneinen meisst konsequent, dass es überhaupt ein solches Datum, proklamiert durch die WTG, gegeben habe. Meine Mutter, nunmehr hochbetagt, war vor 75 eine erklärte Gegnerin dieser Aussage. Als das Datum verstrich, die Jahre vergingen ohne „Zeichen an Sonne Mond und Sternen“ , schloss auch sie sich wie viele Andere den Ausflüchten der WTG an die da besagen- EINIGE sind über das Ziel hinaus geschossen….
    Es ist die Crux dieser Sekte, dass sie es immer wieder schafft ihre Lügen in vermeintlichen Wahrheiten zu verpacken um diese dann als „Neues Licht“ ihren Schäfchen anzudrehen. Dass der gesunde Menschenverstand lange schon kapituliert hat, wird bewusst in Kauf genommen, ja ist beabsichtigt. Denn nur der nicht denkende Mensch, dessen Gehirn verkleistert ist, lässt sich vortrefflich manipulieren.

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    1. Willi Bühler sagt:

      Ich habe mein Ingenneursstudium aufgegeben und habe Pionier gemacht – aber Harmagedon kam nicht, das habe ich in meinem Buch „Beim Rattern der Drehbank“ beschrieben.

  2. Monika WILLMANN Mercadante sagt:

    Hallo genau diese Problematik mit der Zeitrechnung könnte und wollte ich nicht mehr verstehen.Seit 1999 bin ich nicht mehr Zeugen Jehovas.Seither habe ich 2 meiner 3 Kinder verloren . Habe deshalb große Sorgen bzw. seelische Schmerzen.

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    1. Konrad Ben-Edmund sagt:

      Das ist sehr schade, ich war nur Interrssierter !

  3. BenKenobi sagt:

    Lieber Oliver, wieder einmal eine brilliante Abhandlung der tatsächlichen Fakten. Diese verdammte Lügensekte hat so viele Existenzen un Familien auf dem Gewissen, dass es weh tut. Mein Mitgefühl möchte ich auch denen ausdrücken, die dadurch ihre Familien verloren haben.
    BenKenobi

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  4. Tom sagt:

    Schöne Ausarbeitung!

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  5. Walter sagt:

    Eine schöne Recherche aus der Geschichte der Organisation. Natürlich tut man alles, dieses „Missverständnis“ unter den Teppich zu kehren. „Es waren ja nur Brüder und schwersten die was hinein interpretierten.“ Mich würde interessieren was mit den ausgeschlossenen war, die an die These 1975 nicht glaubten. Wurden diese rehabelitiert? Wir kennen ja die Antwort

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    1. Anonymous sagt:

      Was ist mit den Ausgeschlossenen passiert ?

  6. Jörg Zimmern sagt:

    Hallo Ihr Lieben,
    als Jugendlicher habe ich das mit 1975 alles miterlebt. Mein Vater war Ältester, damals Hilfsversammlungsdiener genannt.
    Der Versammlungsdiener, heute Versammlungskoordinator genannt war sehr dominierend und selbstherrlich.
    Mein Vater litt sehr darunter, da er von Ihm gemobbt und gegängelt wurde. Ende der 1960er Jahre als die Sonderausgabe „Ist es später als Du denkst“ mit einer riesen großen Aktion verbreitet werden sollte, bestellte mein Vater für uns als Familie 500 Exemplare, die ja damals von den Verkündigern mit 15 Pfennig bezahlt werden mussten. Als der Versammlungsdiener dies mitbekam kanzelte der meinem Vater ab und schrie „was n u r 500 Stück“ !
    Mein Vater hat sich dann so unter Druck gestellt gefühlt, dass er dann mehr als 1.000 Zeitschriften bestellte.
    Alle in der 5 köpfige Familie haben dann im April dieses Jahres Ferienpionier gemacht um sich an die weltweiten Aktion zu beteiligen.
    1975 war bei allen absolut präsent, ausgelöst von der leitenden Körperschaft. 1973 in Gelsenkirchen im Parkstadion hat Bruder Franz das mit seiner Ansprache vor mehreren 10.000en Verkündigern noch weiter angeheizt. Ich habe das alles mit erlebt und habe dann später gesehen wie im nach hinein alles verdreht worden ist.
    Meine Frau und ich waren Mitte der 1990er Jahre bei Brüdern eingeladen wo das Gespräch auf 1975 fiel, ein Ältester der dies nicht mit erlebt hat, hat in der Runde das so dargestellt wie es heute verdreht in den Aussagen der leitenden Körperschaft betont wird
    „einige wenige haben 1975….“
    Darauf antwortete ich: „Nein Clemens die Mehrheit, ja fast alle haben das mit 1975 gedacht und gesagt, ich habe das selbst miterlebt!“
    Clemens bestritt dies, weil er ja etwas anderes von der Gesellschaft vermittelt bekommen hatte.
    Ein andere Ältester, Günter den ich von früher kannte und der das damals als Sonderpionier alles miterlebt saß neben uns und ich fragte ihn: „Günter du hast das doch auch alles mit erlebt wie es Ende der 1960er Jahre war in Bezug auf 1975.“
    Er guckte mich an, dann Clemens und sagte, es ist so wie Clemens das gesagt hat „einige wenige haben das damals gesagt“.

    Ich habe verdutzt seine Aussage zur Kenntnis genommen und war innerlich sehr berührt und geschockt von seiner Falschaussage. Das hat mich noch sehr lange beschäftigt.

    Dieses unaufrichtige Verhalten hat auch bewirkt das ich anfing zu zweifeln.
    Heute kann ich nur sagen ich war nicht in der Wahrheit sondern ich war in der Religionsgemeinschaft der „ L Ü G N E R“ .
    Es ist für mich ein harter Kampf das ich von einer Hoffnung und Illusion genährt, von der sogenannten leitenden Körperschaft nun plötzlich aufgewacht bin und mit etwas Abstand diese Sekte einstufen kann.

    Hinweis: aus Gründen des Datenschutzes habe ich die o.g. Namen geändert

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    1. Georg1234567 sagt:

      in Jesus, ich hoffe bloß, dass Du Jesus gefunden hast! Ich will Dich und Dein Haus oben wieder sehen.

    2. Pascal sagt:

      Oder du bist einer dieser vielen die es sich zur Aufgabe gemacht haben die zj zu verrufen egal ob zurecht oder unrecht…
      Ich bin am überlegen wasnich tue ob ich zj werden oder nicht – leider kann man 90%. Der aussagen über zj nicht glauben und meistens erweisen die sich auch als unwahr – mir wurde auch der Vers „die Welt wird euch hassen“ nahe gebracht und genau das erlebe ich tätlich und überall
      Deswegen wüsste ich gerne ob deine Geschichte stimmt um sie für meine entscheidung zu nutzen ….- würdest du mir privat sagen wer dein vater ist und wer du bist und aus welcher Gemeinde ? Damit ich das nachprüfen kann..denn aus datanschutzgründen hast du ja sogar die Vornamen geändert…

  7. Sebastian sagt:

    Hallo Jörg,
    danke für deinen Bericht, der das alles bestätigt. Als jemand, der diese Zeit nicht erlebt hat, ist es immer wieder interessant zu hören, wie die, welche ehrlich waren, an den Rand gedrängt wurden.

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  8. Anna sagt:

    Hallo,
    Hast du zufällig die Seite des Zitat aus dem Verkündiger Buch?

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    1. Sudabeh sagt:

      Immerhin wurden diese damaligen Passagen auf der jw Homepage nicht geschönt oder gar gelöscht.

      Passt nicht zu den Zeugen da Fehler und Irrtümer eigentlich grundsätzlich negiert werden.

  9. Hermann Gedon sagt:

    Jörg Zimmern: Genau so war es!
    Wehe, wer wagte an 1975 auch nur ansatzweise zu zweifeln.
    Man höre sich Konrad Franke an.
    Und ich erinnere mich an seinen Satz: „Jesus Christus wird auf keine Sekunde seiner 1000 Jahr-Herrschaft verzichten.“

    http://www.manfred-gebhard.de/Parsimony.18902.htm
    Pred 12,12 zitierte ein alter Pionier auf seinem Sterbebett.

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  10. RoKo sagt:

    Dass die Wachtturmgesellschaft das Jahr 1975 so stark bewertet hat ist das eine. Dass heute die LK aber aussagt, sie habe 1975 selbst gar nicht im Fokus gehabt, „es seien lediglich ein paar Brüder gewesen, die dem Wagen Jehovas vorausgeeilt wären“, ist die Kehrseite der Medaille und offenbart die Früchte, die die WTG hervorbringt. Danke für Eure Zusammenfassung und Erfahrungen, denn ich kenne die Situation in der Versammlung oder Kongressen zu dieser Zeit selbst nicht. Und viele ältere Brüder reden nicht gern darüber wenn man sie fragt. Ich denke und sehe in meinen Beobachtungen, sie reden nicht gern darüber, weil sie ihre Wahrnehmung und persönlichen Erfahrungen irgendwie verdrängen wollen. Sie müssten sonst nachdenken, ob die WTG die Wahrheit lehrt. Sie kommen damit in innere Konflikte. Würde die Org nicht die Loyalität so massiv einfordern wie sie das tut, wären viele Brüder anders drauf, lockerer eben. Diese Brüder tun mir sehr leid. In ihrer Liebe zu Jehova nehmen sie all diese Gegebenheiten wortlos hin und „vergewaltigen“ sich psychologisch selbst. Und in ihrer Folge gibt es dann oft verbale Entgleisungen und Beschimpfungen bis hin zu Todeswünschen gegenüber den Verkündigern, die aufwachen und diese vielen falschen Lehren abstreifen. Und beobachtet man diese Szenen sehr detailliert, kommt der Gedanke auf, dass der verwendete Name Gottes mit Jehova ein Kunstwort ist, welchem meiner Meinung nach sogar ein Geist zugrunde liegt, der nicht göttlichen Ursprungs ist, sondern von seinem Widersacher. LG

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  11. Gabriel Eisele sagt:

    Das Amüsante ist, dass die Organisation schon bei der Aussage dass 1975, 6000 Jahre Menschheitsgeschichte geendet haben einem Irrtum aufgesessen sind. Es liegt nämlich der Verdacht auf dass die Handschriften die für die WTG und die meisten anderen Kirchen für ihre Übersetzungen maßgeblich verwendet wurden schon im ersten Jahrhundert verfälscht wurden.
    Die WTG gibt ja an, dass sie für die Übersetzung des alten Testamentes hauptsächlich den masoretischen Text, die Septuaginta und den Samaritischen Pentateuch verwendet haben. Vergleicht man aber für 1.Mose 11:10 ff den masoretischen Text mi den beiden anderen fällt auf dass im masoretischen Text die Nachkommen Sems bis zur siebten oder achten Generation (man möge mir die Ungenauigkeit nachsehen) alle sich mit ca. 30 Jahren ihren ersten Sohn bekamen. In den beiden anderen Texten aber erst mit ca. 130. Falls die Septuaginta und der Samaritische Pentateuch aber recht hätten ,währe 1975 nach der Bibel nicht 6000, sondern wenn man genau nachforsch, ca. 6650 Jahre Menschheitsgeschichte zu Ende gegangen. Und es gäbe keinen Widerspruch mit der Sintflut und dem Bau der ägyptischen Pyramiden. Man möge mir meine, vielleicht die für betroffenen unsensible, und zynische Frage vergeben, aber: Wenn die WTG bei Missbrauch die zwei Zeugen Regel anwendet, warum hier nicht?

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  12. Fred sagt:

    Auch ich habe diese Zeit miterlebt, in der kein Zweifel an das bevorstehende Ende im Jahr 1975 gelassen wurde! Das war die offizielle Lehrmeinung! Auf Kongressen und in den Schriften. Ich sehe das Bild eines Zuges der auf einer Schiene den Berg hinab auf das Jahr 1975 zu rast, noch deutlich vor mir! Dieses dann zu reduzieren auf, „einige haben da etwas hinein interpretiert“, das ist eine glatte Verfälschung der Geschichte der Zeugen Jehovas. Diese erkennbare Unaufrichtigkeit schadet der Gesellschaft stärker, als wenn es als „fehlverstanden“ zugegeben worden wäre! Wenn hier der „treue und verständige Sklave“ nicht immer diesen Absolutheitsanspruch in seiner unendlichen Selbstüberschätzung eingenommen hätte, wären ich und meine Frau bei dieser Gemeinschaft geblieben. Für mich zählte nur die Verantwortung gegenüber meinem Gewissen, zu der uns die Bibel ausdrücklich auffordert!
    So prüfte ich (damals 28 Jahre alt) immer, erst bevor ich die Publikationen las, in welchem Kontext die Bibelzitate standen und ob die Interpretationen dann so auch zulässig waren. Über die Jahre kamen mehr und mehr Zweifel auf. Zweifel ob dieser fast zwanghafte Wunsch des „Sklaven“ zur Auslegung, vieler nicht eindeutiger Aussagen der Bibel, überhaupt erforderlich sind. Ich fand immer mehr „Übertreibungen“ in der Auslegung! Irgendwann konnte den Absolutheitsanspruch nicht mehr ertragen und ging! Eine konstruktive Bibel-Arbeit war dort nicht möglich. Ich glaube noch heute an Jesus, obwohl ich nie mehr einer Gemeinschaft angehörte. Ich habe inzwischen biblische Einsichten gewonnen, die dort nie gelehrt wurden, obwohl sie doch in der Bibel stehen!
    Danke für die gute Dokumentationsarbeit!

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  13. Fred sagt:

    Stimmt alles!!! Hört euch die Rede von Konrad Franke an!!! Diejenigen, die nicht an das Ende glaubten , wurden als fast Abtrünnige dargestellt!
    Ich kenne einige, die ihre Häuser verkauft , ihre Lebensversicherungen gekündigt und alles aufgegeben haben(Arbeitsplätze).
    Im Buch „Aid to bible understanding“ wurde sogar eher von 1974 gesprochen. Es herrschte große Erwartung.
    Nachdem nichts passierte haben einige die Konsequenzen gezogen und sind einfach weggeblieben.

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    1. Konrad Ben-Edmund sagt:

      Interessant, ich war 14 Jahre alt 1975.

  14. Barbara sagt:

    Hallo, ab und zu kommen Zeugen Jehovas an meine Haustüre und berichten mir das Hamagedon kurz bevor steht. Das macht mir irgendwie Angst gerade jetzt in den Kriegszeiten (Ukraine, Natobeitritt Finnlands und Schwedens etc.) Da ist ein Satz der mir immer wieder durch den Kopf geht …“Frieden und Sicherheit und dann wird das Ende (Hamagedon) kommen“…
    Wir leben doch gerade in dieser Zeit oder nicht? Machen die Zeugen einen nur Angst oder ist doch irgendwas wahres dran?

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