Die wundersamen Zahlen der Wachtturm-Gesellschaft

Viel weiß man nicht, wenn es um die Zahlen der Wachtturm-Gesellschaft geht. Jedoch veröffentlicht die WTG in Deutschland immer wieder Details zu der Entwicklung von Versammlungen – damit erhält man in Deutschland einen spannenden Einblick.

Einerseits unterscheiden sich die Zahlen laut Jahrbuch – egal ob Höchstzahl oder Durchschnitt – von den Zahlen auf der eigenen Webseite jehovaszeugen.de. Warum sind nun die Zahlen, die angegeben werden, höher als die offizielle Verkündigerhöchstzahl? Hier werden vermutlich andere Daten herangezogen. Verwunderlich ist es allemal.

Zahlen von jw.org für Deutschland aus dem Jahr 2020
Quelle: https://www.jw.org/de/bibliothek/buecher/bericht-dienstjahr-2020/2020-laender-territorien/
Zahlen für Deutschland von jehovaszeugen.de für 2020
Quelle: https://www.jehovaszeugen.de/geschichte-und-gegenwart/statistik/

Doch schaut man sich die Zahlen insgesamt an, so wirft es für mich Fragen auf. 2011 gab es keine Veränderung an der Summe der Versammlungen, die Zahl von 2232 Versammlungen bleibt stabil (13 Neugründungen zu 13 Auflösungen). Verfolgt man nun die Zahlen im Amtsblatt seit 2011, so kommt man auf 175 geschlossene Versammlungen, laut WTG wurden jedoch nur 157 Versammlungen geschlossen (2232-2075=157). Vielleicht sieht jemand hier meinen Fehler?!

Doch auch die Säle werfen Fragen auf. Bei gleichbleibenden Mitgliederzahlen sind bis heute 192 Säle verschwunden.

Rechnet man das je Saal, mit einer Versammlung à 60 Mitglieder pro Saal, so kommt man auf 11.520 Personen, welche in andere Säle müssen. Geht man nun davon aus, dass 50 Prozent der Säle doppelt genutzt und 50 Prozent einfach genutzt werden, dann kommt man schon auf 17.280 Personen. Also rund 15.000 Verkündiger wurden in den letzten Jahren auf 2.075 Versammlungen verteilt.
Die Säle werden an sich bedarfsgerecht gebaut, also kein Saal verfügt über 100 leere Plätze. Grundsätzlich ist eine Nutzung mit 2 bis 3 Versammlungen üblich. Wie bekommt man diesen Zuwachs mit den aktuellen Sälen hin? Mir ist praktisch kein Saal bekannt, welcher Samstag und Sonntag ausgelastet ist sowie durchgehend in der Woche. Wohin mit den Versammlungen, wenn man nur Sonntags und einmal in der Woche die Versammlungen abhält?
Wenn die Säle verkauft wurden, dann müssten die Versammlungen als Ganzes umziehen. Würde man Versammlungen zusammenlegen, dann gäbe es in anderen Versammlungen viele leere Plätze – ein Zeichen von Mitgliederschwund.

Doch was sagt die Statistik? Seit 2006 wurden 409 Versammlungen – meist deutschsprachig – geschlossen, vordergründig durch Zusammenlegungen. Auch hier wieder die Frage: wie ist das möglich, wenn sich doch die Mitgliederzahl nicht ändert und Gebäude verkauft werden? Dazu kommt, dass man diese Entwicklung statistisch kaum sieht, denn es gab 251 Neugründungen – primär im fremdsprachigen Bereich.

Kaum jemand kann von vollen Sälen berichten, fast jeder Aussteiger hat die Abnahme an Mitgliedern über die Jahre gesehen. Zusammenlegungen, Säle verkaufen – aber die Mitgliederzahl bleibt gleich. Und an diesem Punkt schließt sich für mich der Kreis: wenn die Zahlen gleich bleiben, obwohl alle anderen einen Abwärtstrend zeigen und die offiziellen Zahlen mit anderen offiziellen Zahlen der WTG nicht übereinstimmen, basiert die Mitgliederanzahl auf einer eigenen Datenquelle, welche vieles berücksichtigt – nur keine Zahlen, welche die Realität abbilden.
Meine Prognose ist daher, dass alles ein Potemkinsches Dorf ist. Dazu würden auch die immer stärker zunehmenden Spendenaufrufe der leitenden Körperschaft passen. Denn wo keiner ist, kann keiner Spenden.

Reaktionen zu diesem Beitrag

  1. Bort sagt:

    Dazu kann man sich auch ergänzend ansehen, wie dramatisch die jährlichen Taufzahlen seit mehr als 30 Jahren gesunken sind: das Maximum gab es so um 1990 herum. Damals wurden jedes Jahr ca. 3x soviele Neuzeugen getauft wie heute. Und dieser massive Rückgang beim „Zulauf“ soll noch immer keinen nennenswerten Effekt auf die Verkündigerzahlen haben?

    Klar, es gab inzwischen auch Immigration, aber eher nicht aus Ländern die ZJ-Hochburgen sind. Und so dramatisch ist die menschliche Lebenszeit inzwischen auch nicht gestiegen, dass sich die Alten viel länger von Tür zu Tür schleppen können…

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  2. Sputnik sagt:

    Eine Sache welche hierbei NOCH keinen Ansatz findet ist das während der letzten 2 Jahre (2020-22) Versammlungen nicht physisch durchgeführt worden. Dies führt zu vielen „interessanten“ Zuwächsen. So werden inaktive Mitglieder wieder „aktiviert“ und für die nächste Zeit erneut mitgezählt was die Zahlen sehr schön darstellt. Versammlungen können „wachsen“ da man nicht mehr an Säle gebunden ist und ein richtiges Zahlenverhältnis nicht mehr auffällt. Die interessante Frage ist dann was wohl passiert wenn diese Optionen nicht mehr zur Verfügung stehen?
    Zudem scheint die aktive Werbung (Haus zu Haus) den selben „Erfolg“ zu haben wie das schreiben von Briefen. Auch das ist bei den Zahlen die immer gleich bleiben wirklich bemerkenswert.
    Auch die ZJ-Hochburgen beginnen zu auszusterben. Aber die „Generation“ zieht sich noch ein bissel 😉

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  3. riniswini sagt:

    Es wundert mich, dass bis dato keinerlei Statistiken von der WTG veröffentlicht wurden, wo das Dienstjahr 2022 doch schon am 31. August endete. Mich würde sehr interessieren, wie sich die Verkündigerzahlen entwickelt haben.
    Was die Immobilien betrifft, so haben sie den Kongresssaal in Büchenbach, sowie den Königreichssal in Schwandorf verkauft. Wir mussten, statt bisher 100 km, jetzt 200 km fahren. Also 400 km für einen Tag Kreiskongress.
    Wie ich gehört habe, würde die WTG auch gerne den Kongresssaal in München verkaufen, und der würde jede Menge Kohle bringen, aber anscheinend gibt es da Auflagen vom Denkmalschutz.
    Die Rechnung, die die WTG macht ist leicht zu durchschauen. Verkauft man Immobilien, hat man sofort Kapital. Werden dann irgendwann wieder Bauvorhaben gestartet, werden diese ja durch die Brüder gerne freiwillig erledigt. Mit den Spenden, kann man sich dann das Material kaufen.
    Was mir auch noch aufgefallen ist, dass sich sehr viele Säle in Industriegebieten befinden. Wenn sich dort neue Firmen ansiedeln möchten, kann man entsprechende Preise verlangen. Die Organisation organisiert in jeder Hinsicht.

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  4. Peter T. sagt:

    Es gibt Statistiken für 2022: Gemäß jehovaszeugen.de (Geschichte -> Statistik) sind es rund 175000 (Stand November 2022). Gemäß jw.org (Über uns -> Weltweit -> Bericht über das Dienstjahr 2022 (unter den ganzen Ländern)) gibt es eine Höchstzahl von ca. 170000 und einen Schnitt von rund 167000. Da das Dienstjahr 2021/22 ja am 31.08.2022 geendet ist, sind das ausgehend von der Höchstzahl von 1.9. bis November ein Zuwachs von etwa 5000 Verkündigern. Da merkt man, dass das Predigen nach der langen Ruhephase sofort wieder den Segen von oben bringt. Die alternative Erklärung wäre allerdings, dass die beiden Seiten ihre Würfel nicht aufeinander abgestimmt haben, aber das würde ihnen sicher niemand unterstellen wollen …

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  5. riniswini sagt:

    Inzwischen sind die Zahlen vom DJ 2022 auf dem Tisch. Ganze 0,4% Zuwachs weltweit.
    Was aber besonders interessant ist, ist die Zahl derjenigen, die von den Symbolen beim Abendmahl genommen haben.
    in den 90er Jahren waren um die 8.000. Vergangenes Jahr waren es über 20.000.
    Ich bin mal gespannt, wie die Oberen der WTG das einigermassen lausibel zu erklären versuchen.

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  6. Namika sagt:

    Ist es wirklich so, dass die Zahl derjenigen, die von den Symbolen genommen haben, gestiegen ist? Logischerweise müsste die Anzahl doch schwinden?! Unverständlich ist für mich auch die Sache mit dem König des Nordens und des Südens. Und wieso ist es möglich, dass unter den 144000 (so die Zahl, oder?) wohl Männer und Frauen gemeinsam mit Jesus im Himmel „regieren“, aber auf der Erde muss der „Ordnung“ halber die Frau dem Mann untertan sein. Dürfen deswegen Frauen da drin keine höheren Positionen einnehmen? Mir gefällt nicht so ganz, dass man als Frau in der Versammlung immer Röcke tragen muss… (Ich hasse Röcke, aber das ist mein persönliches Befinden.) Wieso ist man nach einer Scheidung nicht „biblisch“ frei und quasi zum Alleinsein verdammt? Klar, ist von der Situation abhängig, aber das, wie soll ich sagen, ich verstehe dies auch nicht so ganz… Darf man eigentlich offen sagen, dass man keine Lust auf den Predigdienst hat, oder ist der Dienst für jeden ein Muss? Deshalb „Verkündiger für Jehova“?! Das alles beschäftigt mich seit geraumer Zeit. Vielleicht kann mir jemand plausible Antworten geben. Schönen Tag noch.

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  7. Walter II sagt:

    Die Zahl derer die von den Symbolen nehmen nimmt zu.
    Wie wird eigentlich bei der Abendmahlfeier gezählt?
    Wenn ein Bruder/Schwester von den Symbolen nimmt und dieser ein normaler Verkündiger der Versammlung ist, dann würde ich verstehen das man diesen mitzählt.
    Würde ein Ausgeschlossener, Untätiger oder ein Ortsfremder von den Symbolen nehmen dann zählt man den sicher nicht dazu.
    (Den Ortsfremden würde man fragen warum er es nicht einrichten konnte in seiner eigenen Versammlung das Gedächtnismahl zu besuchen.)
    Ich könnte mir auch vorstellen das man den/die Bruder/Schwester dazu befragt um annähernd sicher zu sein das er/sie überzeugt ist ein/eine Gesalbte/r zu sein.
    Wundert mich schon warum diese Kuriosität möglich ist.

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  8. Wilhelm sagt:

    Zeugen Jehovas und Scientology sind gleiche Organisationen!
    Ich spreche aus Erfahrung!
    Der einzige Unterschied ist:
    Bei Scientology kannst du selbst zu Gott werden. Und bezahlst mit viel Geld für eine angebliche einzige Wahrheit!

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