607 v.u.Z. oder 587 v.u.Z. – warum so wichtig?

Links das brennende Jerusalem, rechts Jesus als König © Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania

Viele Artikel beschäftigen sich mit dem Datum der Zerstörung Jerusalems. Erfolgte diese nun 607 v.u.Z. oder 587 v.u.Z.* – diese zentrale Frage wird immer wieder thematisiert, aber ist diese nun wirklich relevant?

Welche Auswirkungen gäbe es wenn dieses Datum nicht stimmt? Wie weit würde dies das Lehrgebäude der Zeugen Jehovas beeinflussen?

Dieser Artikel soll daher nur eine Übersicht über die Tragweite und Argumente geben, welche dann vertieft verlinkt sind, um eine Übersichtlichkeit zu gewähren. Die Verlinkung zu jw.org als Nachweis erfolgt im Text, die Verlinkung zu Artikeln hier erfolgt über etwas größere Buttons am Ende jedes Absatzes.

Die Bedeutung für Zeugen Jehovas

Um die Frage zu verstehen, was das Jahr 607 v.u.Z. so wichtig macht, muss man einen Schritt weit in die Theologie abtauchen.

Im Jahre 1914 wurde das himmlische Königreich aufgerichtet und Christi als König übergeben. Ausgehend davon, lehren Zeugen Jehovas von einer Generation, die dies miterlebte und die nicht vergehen wird, basierend auf Mat. 24:34: „Ich versichere euch: Diese Generation wird auf keinen Fall vergehen, bis das alles passiert.“

Da man erkannte, dass die Generation von 1914 verstarb, wurde eine neue Lehre vermittelt, welche eine überlappende Generation als Lösung des Problems betrachtet.**

Im Jahre 1918 nahm Christus dann angeblich eine Sichtung aller christlichen Gemeinden vor, und wählte die Zeugen Jehovas und ihr leitendes Organ aus, da sie als einzige seinen Willen tun würden. Diese Sichtung dauerte 42 Monate, beginnend im Jahr 1914, wobei das Verständnis dessen im Jahr 1993 minimal verändert wurde, was die Berechnung angeht. Jedoch, auch hier erfolgt die Berechnung basierend auf dem Jahr 1914.

Was waren nun die Ereignisse im Jahr 1914, die laut den Zeugen Jehovas das Jahr 1914 so besonders machten? Nach der Krönung Jesu als Herrscher im Jahre 1914 brach ein Krieg im Himmel aus, in dessen Folge Satan als Verlierer zur Erde geschleudert wurde. Zeugen Jehovas sehen hier einen direkten Zusammenhang zwischen der Prophezeiung und dem Ausbruch des ersten Weltkrieges.

Doch wie kommt man auf das Datum 1914?

Zeugen Jehovas errechnen basierend auf verschiedenen Bibelstellen eine Zeitspanne von 2520 Jahren, welche in dem Jahr der Zerstörung Jerusalems begann und am 1. Oktober 1914 endet. Daher ist es spannend zu prüfen, ob Jerusalem im Jahre 607 v.u.Z. oder 587 v.u.Z. gefallen ist.

Das gesamte Lehrgebäude der Zeugen Jehovas auf einen Blick. Von 607 v.u.Z. bis zum Jahr 1919 und darüber hinaus.
Quelle: https://www.jw.org/de/bibliothek/buecher/hesekiel-reine-anbetung/kaesten/drei-messianische-prophezeiungen/

Zusammengefasst: Ohne das Jahr 1914 gäbe es kein unsichtbares Königreich, die Generation, die das Ende miterleben sollte, müsste von irgendeinem anderen Datum ausgehen, die Auswahl der leitenden Körperschaft kann nicht im Jahr 1918 erfolgt sein und auch das Satan zur Erde geschleudert wurde und eine aktive Rolle am ersten Weltkrieg hatte, wäre nicht haltbar.

Das Problem mit 1914

Wie weiter oben verlinkt, enden die Zeiten der Heiden am 1. Oktober 1914, das Königreich wurde im Herbst errichtet, danach brach ein Krieg im Himmel aus den Satan verlor, wurde zur Erde geschleudert und war aktiv eine Ursache für den ersten Weltkrieg.

Hier taucht ein erstes Problem auf: alle Ereignisse fanden nach dem 1. Oktober 1914 statt. Der erste Weltkrieg begann jedoch mit den Ereignissen am 28. Juli 1914 und war im Oktober schon in vollen Gang und eigentlich erwartete man etwas anderes: eine Entrückung in den Himmel. Da die Hoffnung am 1. Oktober 1914 entrückt zu werden scheiterte, wurde am 2. Oktober 1914 durch Russell verkündet: „Der ‚Heiden Zeit‘ ist nun zu End’, der Kön’ge Tag vorbei.“

Schaut man in das zitierte Werk – geschrieben von einem Zeugen – „Faith on the March“ findet man folgende Aussagen:

C.T. Russell had no idea of building a strongly knit organisation. At that time we saw no need for it. We expected 1914 would mark the end of this system of things on earth.

Wie hier zu lesen ist, wollte Russell keine strenge Organisation aufbauen weil er dachte, dass das Ende 1914 kommt – basierend auf seinen Berechnungen.

That was a highly interesting time because a few of us seriously thought we were going to heaven during the first week of that October.

Einige dachten dass sie entrückt werden, so die offizielle Aussage, auch von MacMillan. Doch sollte man nicht ins Grübeln kommen, dass es die Meinung einiger war, wenn er in einem Vortrag sagte:

This is probably the last puplic address I shall ever deliver because we shall be going home soon.

Das es vermutlich seine letzte Ansprache wäre und er bald in den Himmel auffährt? Hätte sich das Publikum nicht gewundert, wenn es keine verbreitete und akzeptierte Meinung wäre? Schließlich war es eine kleine Gruppe, welche sicher gewissen Grundlehren folgte.

Interessant ist auch, dass der Kalender für 1914 im September endete – man rechnete nicht mehr mit dem Oktober als Monat, was der Jahrestext für 1914 auch anzeigt, welcher auf Matthäus 24:13 basierte: „Wer aber bis zum Ende ausgeharrt hat, der wird gerettet“

Quelle: https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/302014025#h=21

Zusammenfassung: 1914 hat basierend auf der Berechnung einen Konflikt mit dem Beginn des ersten Weltkrieges und dem Krieg im Himmel und man erwartete das Ende des Systems im Jahr 1914, nicht die Aufrichtung eines himmlischen Königreiches. Die heutige Sicht auf die Vorhersagen wurde am 2. Oktober 1914 getroffen, nachdem am erwarteten Tag – dem 1. Oktober 1914 – nicht passierte.

Das Problem mit der Berechnung 

Zu Grunde gelegt werden 12 Lunarmonate mit 360 Tagen, welche mal 7 genommen werden und 2520 Jahre ergeben. Der synodische Monat hat aber nur ca. 354,4 Tage im Jahr, was dazu führt, dass der Lunarkalender rund 11 Tage kürzer ist. Dieser Lunarkalender ist dadurch abhängig von der Himmelsbeobachtung, was erklärt warum es viele Aufzeichnungen über die Himmelsentwicklungen gibt, was später noch ein Thema sein wird.

Der griechische, jüdische und vermutlich römische Kalender war ein Lunisolarkalender welcher ziemlich komplex war, jedoch auch keine 360 Tage im Jahr aufweist.

Die Römer führten dann ab 45 u.Z. den julianischen Kalender ein, welcher zum heutigen  gregorianischen Kalender führte – allesamt Solarkalender welche rund 365 Tage umfassen.

Schaut man sich nun die Argumentation der Zeugen Jehovas an, wie 360 Tage entstehen, so tauchen viele Fragen auf. Als Argument springt man hierbei zwischen Auslegungen des jüdischen Lunisolarkalender und einer Berechnung basierend auf der Offenbarung – verfasst im römischen Reich mit einem Solarkalender. Auch Hesekiel wird dann noch herangezogen, um einen Tag für ein Jahr zu erhalten.

Einerseits stellt sich die Frage ob der Logik dieser Berechnung, da Bibelstellen ohne Zusammenhang verknüpft werden. Jedoch, schaut man in die Geschichte, so gibt es eine Vielzahl der Auslegungen. Populär waren dabei zuerst 1290 Jahre, später 1260 Jahre (1242 Julianische Jahre) bis hin Miller und Brown, welche diese Berechnungen dann verdoppelten und erstmals 2520 Jahre erhielten. Brown der Erste mit dieser Berechnung, welcher 1823 seine Erkenntnis im zweibändigen Werk The Even-Tide veröffentlichte (Bd. 2 S. 130-152). Diese Berechnung Browns legte dann auch die Grundlage für andere Strömungen. Edward Bishop Elliot (1793 – 1875) erwähnte erstmals das Jahr 1914 in seinem Werk Horae Apocalypticae. Interessant hierbei ist, dass Elliot das Jahr 606 v.u.Z. als Thronbesteigungsjahr Nebukadnezars zu Grunde legt und nicht wie Barbour und Russell das Jahr der Zerstörung Jerusalems und damit das 18. Herrschaftsjahr.

Zusammenfassung: die Berechnung hat grundlegende Probleme im Aufbau und ist keine Erkenntnis der Zeugen Jehovas sondern wurde schon vorher durch andere berechnet, auch das Jahr 1914.

Die Probleme mit 607 v.u.Z.

Die neubabylonische Geschichte ist an sich gut belegt, auch wenn das Jahr der Zerstörung Jerusalems nicht dokumentiert ist. Ausgehend von einem Fixdatum kommt man in das Jahr 587 v.u.Z. Die Zeugen Jehovas haben eigentlich nur wenige Gründe, warum mittlerweile so um dieses Datum gestritten wird.

  1. Die Neue-Welt-Übersetzung die Jeremia 29:10 als einzige Übersetzung mit in Babylon wiedergibt statt für Babylon. Müssten die 70 Jahre nicht in Babylon erfolgen, so gäbe es keinen historischen Konflikt und alle Daten wären logisch.
  2. Ursache dafür ist die ursprüngliche Berechnung Russells, welche von diesem Datum ausging. Ändert man diese grundlegende Berechnung, so stimmt die Zeitrechnung der Zeugen nicht mehr und führt zu dem nächsten Problem:
  3. Ohne einer Berechnung basierend auf 607 v.u.Z., gibt es keine Endzeiterwartung und auch der Anspruch der leitenden Körperschaft durch Jesus geprüft und über das Werk auf der Erde eingesetzt zu sein, wäre hinfällig – die leitende Körperschaft würde ihre Macht verlieren.

Daher werden historische Beweise bestritten. Hier eine kleine Auswahl von Beweisen:

VAT 4956 – diese Steintafel wird einerseits als lücken- und fehlerhaft herangezogen, jedoch existieren viel mehr Argumente auf dieser Steintafel, welche das Jahr 587 v.u.Z. stützen. Die Argumente die dagegen sprechen, sind überschaubar. Jedoch lehnen die Zeugen deren astronomische Beobachtungen ab.

Strm. Kambyss 400 – eine Steintafel die selten namentlich erwähnt wird, aber aus der oft zitiert wird um das Jahr 607 v.u.Z. zu stützen. Eine hochproblematische Steintafel welche vermutlich Berechnungen und keine Beobachtungen enthält und wenn man den Anspruch der Zeugen Jehovas an VAT 4956 anlegt, nicht verwendbar ist.

Königskanon – geschrieben von Claudius Ptolemäus (70 – 165 u.Z.), jedoch allen Anschein nach basierend auf früheren Königslisten. Auf Grund verschiedener Faktoren zählt dieser Königskanon als belegt. Einzig Labaschi-Marduk fehlt, da der Kanon nur volle Jahre rechnet und Labaschi-Marduk nur 9 Monate herrschte. Eine unabhängig davon existierende Liste von Berrossus stützt diese Zahlen zusätzlich.

Selbst wenn man sich diese Zahlen in den Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas anschaut, findet man meist stimmige Zahlen.

Babylonische Chroniken – besonders ist hier B.M. 35382, die Chronik des Nabonid. Auch wenn die Zeugen dem Jahr 539 v.u.Z. wegen dem Sturz Babylon und dem Schnittpunkt mit Cyrus zustimmen, so würde eine Zerstörung Jerusalems im Jahre 607 v.u.Z. dem widersprechen, da Cyrus erst 559 v.u.Z. an die Macht kam. Interessanter Weise erkennen die Zeugen Jehovas jedoch die 17 Jahre der Herrschaft Nabonids an (statt 37 wenn man 20 Jahre dazurechnen müsste) und datieren den Sieg des Cyrus über Asyages auf 550 v.u.Z.

Buchtipp: Die Zeiten der Nationen näher betrachtet von Carl O. Jonsson. Amazon

Königsliste von Uruk – eine Keiltafel mit einer Übersicht der Herrschaftszeiten, stimmt mit anderen Königslisten überein.

Königsinnenschriften – diese bestätigen den Königskanon und die zeitliche Einordnung der Herrschaftszeiten wenn man vom Jahr 587 v.u.Z. ausgeht. Für 607 v.u.Z. bilden sie einen Widerspruch.

Das Handelshaus Egibi – es wurden etwa 3000-4000 Steintafeln des Handelshauses gefunden. Diese stützen 587 v.u.Z. und den Königskanon.

Astronomische Tagebücher – neben VAT 4956 gibt es weitere astronomische Tagebücher die 587 v.u.Z. stützen, jedoch keinesfalls 607 v.u.Z.

Es gibt noch viele weitere Nachweise und Belege – alle stützen das Jahr 587 v.u.Z. Wer sich tiefergehend damit beschäftigen will, dem sei das Buch Die Zeiten der Nationen näher betrachtet – von Carl Olof Jonsson empfohlen, welches auch eine der Quellen für diesen Artikel war.


* = einige Quellen nennen 586 v.u.Z., aber der Einfachheit halber bleiben wir bei 587 v.u.Z.

**= auch vorher gab es einige Veränderungen, die wir hier aber nicht aufgreifen wollen

Reaktionen zu diesem Beitrag

  1. Kohler sagt:

    Die ganze Rechnerei ist sowieso hinfällig in Apg. 1:7 steht:
    Ihr braucht die Zeiten und Zeitabschnitte nicht zu kennen ,die nur der Vater berechtigt ist festzulegen.
    Auch die Zeugen J. nicht. Auch sie haben das Recht nicht .Sie sind falsche Propheten.

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    1. Andy sagt:

      Das ist es. Der Sinn von Prophezeiungen war schon immer, zu sehen und in der Bibel Bestätigung zu finden – also nur dann, wenn sie sich erfüllt haben oder sich vor Augen gerade erfüllen – sonst ist es laut dem Evangelium verboten. Doch wenn man schon vor 1914 etwas erkannt haben soll, sind diese Menschen schon lange tot. Das Jahr 1914 hätte auch schon Petrus und Paulus berechnen können. Doch das taten sie nicht und machten es somit überflüssig späteren Generationen dieses Datum wahrzunehmen. Die Deutung der Prophezeiungen macht nur für die Augenzeugen einen Sinn, so wie die Prophezeiung Daniels über den Gesalbten, denn Apostel Andreas und Simon richtig erkannt haben.

  2. Jörg sagt:

    Genau dies Problem (Startjahr der Zeitrechnung), war für mich 1988 der Anfang vom Ausstieg. Tolle und präzise Beschreibung!

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  3. Manfred sagt:

    ALLES Oberkäse Welches Hirn ist so krank, dass es sich mit diesem Sch… auch nur eine Minute glaubt sich beschatten zu müssen?

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    1. Lisa sagt:

      Lieber Manfred,
      Du musst Dich doch nicht damit beschäftigen. Dich zwingt niemand dazu. Auch mir war Geschichte seit jeher suspekt.
      Ist es nicht am wichtigsten, sich nach den Worten Jesu gar nicht damit zu beschäftigen?
      Jesus sagt, Tag und Stunde kennt niemand. Wenn die WTG sich erdreistet, Jesus zu antworten „Wir sind aber so schlau, daß wir zumindest das Jahr kennen“, dann beweisen sie doch, daß sie NICHTS begriffen haben.
      Wie sagt die Bibel so schön: sie sind ein tönendes Stück Erz und eine schallende Zimbel. Kein „Treuer Sklave“, sondern ein Bauer, der seinen Eseln eine Hoffnungsmöhre vors Maul bindet, die bei jedem Schritt (=helleres „Licht“/neue Erkenntnis“) wieder um einen Schritt nach vorne weg weicht.

  4. Anton sagt:

    der ganze Zahlensalat dient nur zu Aufrechterhaltung der Herrschaft von Hauptamtlichen und ihrer Speisesäle – aber nur noch so lange wie den Underdogs die geistige Leibspeise nicht doch noch den Hals rauskommt. Dann ist Schicht im Schacht und der letzte Tagestext gelesen.
    Eigentlich hätte das schon am 1. Oktober anno ’14 sein müssen, aber das durchtriebene Schlitzohr, der Pastor, hat lieber die Bryder düpiert mit flotten Sprüchen und sein Nachfolger, der Judge, hat endgültig zur Offensive geblasen auf Babylon die Grosse.

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  5. Josef Moosbrugger sagt:

    Die Heidenzeiten endeten nicht im Jahr 1914 und begannen auch nicht im
    Jahre 607 v.u.Z.
    Was sind die „Zeiten der Heiden“?
    Die exakte Formulierung „Zeiten der Heiden“, oder „bestimmte Zeiten der Nationen“, wird nur an einer Stelle in der Bibel gefunden, und zwar in Lukas 21:24, wo Jesus folgendes sagt:
    „Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen
    und als Gefangene zu allen Nationen geführt werden;
    und Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden,
    bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind.“
    Jesus sagte, dass die „bestimmten Zeiten“ mit der Periode zu tun haben werden, in der Gott es zulässt, das sein symbolisches Jerusalem und seine heilige Stätte zertreten und verwüstet würde.
    Lasst uns nun einmal den hebräischen Propheten Jesaja konsultieren. Jesaja beginnt im 29. Kapitel mit der Ankündigung eines Wehe über Gottes Diener Ariel. Vers 1 sagt:
    „Wehe, Ariel, Ariel, der Stadt wo David lagerte!“
    Die Stadt, wo David sich lagerte, ist keine andere als die Stadt Jerusalem selbst, die David von den Jebusitern eroberte. Jerusalem wurde sogar „Stadt Davids“ genannt. Vers 3 sagt weiter:
    „Und ich muss mich auf allen Seiten gegen dich lagern, und ich muss dich mit einer Palisade belagern und Belagerungswerke gegen dich aufrichten.“
    Es erhebt sich die Frage: Sagte Jesaja die Vernichtung Jerusalems durch die Römer voraus? Nein. Verwies die Prophezeiung Jesajas auf die Vernichtung von Jerusalem durch Nebukadnezar? Nein, auch das tat er nicht. Die Gründe hierfür finden wir einige Verse weiter in Vers 7 und 8, wo die Prophezeiung darauf verweist, dass die Angreifer mehrere Nationen wären. Die Verse lauten:
    „Und es soll geschehen so wie in einem Traum, in einer Vision der Nacht, in Bezug auf die Menge aller Nationen, die Krieg führen gegen Ariel, ja alle, die gegen sie Krieg führen, … so wird es der Menge aller Nationen ergehen, die gegen den Berg Zion Krieg führen.“ (Jesaja 29:7,8)
    An einer anderen Stelle bestätigt der Prophet, dass eine Vereinigung aller Nationen das geistige Jerusalem plündern würde. Sacharja 14:2 sagt zum Beispiel:
    „Und ich werde bestimmt alle Nationen zum Krieg gegen Jerusalem versammeln; und die Stadt wird tatsächlich eingenommen [werden] …“
    Diese Prophezeiung wurde erst gegeben, nachdem die Babylonier Jerusalem verwüstet hatten.
    Die Grausamkeiten, die beim Angriff auf Jerusalem gegen Gottes Volk begangen würden, wären genau das, was Jehovas schreckliche Wut entfachen würde, und die Folge wäre die endgültige Vernichtung aller Nationen auf dem symbolischen Schlachtfeld von Harmageddon.
    Jesaja 29:5,6 enthüllt auch, dass Jehovas Antwort auf den Angriff gegen Ariel eine sofortige und plötzliche Vernichtung der Angreifer sein würde.
    Da Jesus fast wörtlich die Prophezeiung Jesajas zitierte, als er das Wehe über Jerusalem aussprach, ist es offensichtlich, dass beide Prophezeiungen auf das geistige Israel anzuwenden sind.
    Im Buch Offenbarung, der letzten direkten Kommunikation Jesu mit seinen Nachfolgern, enthüllt Christus, dass die bestimmten Zeiten, in denen Gottes heilige Stätte zertreten würde, 42 Monate dauern würde. Offenbarung 11:2 sagt: „Auch was den Vorhof außerhalb des Tempelheiligtums betrifft, wirf ihn hinaus, und miss ihn nicht, denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die heilige Stadt 42 Monate lang niedertreten.“
    Da die einzig wahre Interpretation der bestimmten Zeiten der Heiden hinweist auf diese dreieinhalb Jahre dauernde Periode und nicht auf eine viel längere von 2.520 Jahren, scheint es nicht wahr zu sein, dass die bestimmten Zeiten 1914 endeten. Angesichts dessen ist es auch nicht wahr, dass Gottes Heilige in der Zeit von 1916 – 1919 zweiundvierzig Monate lang zertreten wurden. Offensichtlich ist die Wahrheit, dass die bestimmten Zeiten, eine Zeit und eine halbe Zeit noch nicht einmal begonnen haben.
    Was uns bevorsteht, ist Gottes kommendes Urteil an seinem eigenen Haus.

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  6. DiD sagt:

    Interessant ist auch, dass der Kalender für 1914 im September endete – man rechnete nicht mehr mit dem Oktober als Monat, was der Jahrestext für 1914 auch anzeigt, welcher auf Matthäus 24:13 basierte: „Wer aber bis zum Ende ausgeharrt hat, der wird gerettet“.

    Das hatte eher damit zu tun, dass das Dienstjahr der Zeugen immer von Oktober bis September ging.

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